Mittwoch, 6. Juni 2007

Lufthansa: Konsequent gegen Klimaschutz

Der Klimaschutz ist in aller Munde, kein Wunder also, dass sich auch jedes Unternehmen so klimafreundlich wie möglich präsentieren will. Schwierig ist das allerdings für Fluglinien, denn inzwischen hat sich rumgesprochen, dass die Klimabilanzen der Interkontinentalurlauber, die sich für ein paar Wochen nach Übersee fliegen lassen, schon nicht so ganz positiv sind. Und der Wochenend-Shopper, der unbedingt für ein, zwei Tage nach Mailand jetten muss, um dort Schuhe zu kaufen und Espresso zu trinken muss, der tut so richtig was dafür, das Hamburg bald am Meer liegt.

Was soll man also tun als börsennotierte Fluglinie, die weiter wachsen will, aber eigentlich gar nicht anders kann, als zum Klimawandeln feste beizutragen? Man versucht erst einmal, einen guten Eindruck machen. Seit einiger Zeit pflastert die Lufthansa die Zeitungen mit großflächigen Anzeigen, um wie es immer so schön heißt mehr Sachlichkeit in die Debatte zu bringen. "Wir brauchen keinen Ökopopulismus, weiter hilft uns allein Ökorationalismus“, erklärt Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber dort.
Bei der Frage, welchen Anteil aber der Luftverkehr an den von Menschen gemachten Treibhausgasen hat, ist es mit der Sachlichkeit schnell vorbei. Der Anzeigenkampagne zufolge soll dieser Anteil bei 1,6 Prozent liegen. Das ist ja wirklich nicht viel, diese Zahl macht auf jeden Fall einen guten Eindruck.

Schade nur, dass nicht einmal die Lufthansa selbst sie nicht glaubt. „In ihrem Nachhaltigkeitsbericht heißt es noch, der Anteil der Luftfahrt an den Treibhausgasemissionen werde oft überschätzt: "Er beträgt weltweit drei Prozent." schreibt die taz in einem lesenswerten Artikel.
(http://www.taz.de/dx/2007/05/29/a0200.1/text). Und fährt weiter fort: "Diese Zahl ist relativ unumstritten, viele Studien bestätigen sie. Doch der Lufthansa war die Quote offenbar nicht niedrig genug. Beim World Resources Institute wurde sie fündig, einem Washingtoner Think-Tank zu Umweltfragen. In der Institutsstudie "Navigating the Numbers" tauchen die 1,6 Prozent in einem Nebensatz in Klammern auf.“

Noch deutlicher entlarvt eine Lufthansa-Meldung von heute das schöngeistige Gerede vom Klimaschutz bei der Kranich-Linie als heiße Luft : "Alle Reiselustigen, die sich in diesen Tagen spontan für einen Urlaubsflug oder für eine Städtereise in den Sommermonaten entscheiden, fliegen mit Lufthansa besonders günstig. In den kommenden vier Tagen, vom 10. bis 13. Mai 2007, bietet Lufthansa eine Million zusätzliche Plätze im Rahmen ihres betterFly-Angebotes an." (http://konzern.lufthansa.com/de/html/presse/pressemeldungen/index.html?c=nachrichten/app/show/de/2007/05/1378/HOM&s=0)
Eine Millionen Spontanjetter zum Komplettpreis irgendwo hin nach Europa zu bringen, das ist das Ziel dieser Marketingaktion. Und Schuhfreunde nach Mailand, CD-Shopper nach London und Schnapsdrosseln nach Warschau zu fliegen, das ist ja nun wirklich klimafreundlich. Wer genau in diesem Flugreisendensegment den Umsatz mit solchen Aktionen ankurbeln will, der wirkt in den Augen des Verfassers dieser Zeilen so richtig glaubwürdig, wenn es um das Thema Klimaschutz geht.

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Aktuelle Beiträge

Lufthansa: Konsequent...
Der Klimaschutz ist in aller Munde, kein Wunder also,...
lars testet das system - 6. Jun, 12:00
Neoliberale Lobbyisten...
Vor dem Oberlandesgericht Köln konnte der Verein Wikimedia...
lars testet das system - 25. Mai, 12:38
Pflegeversicherung: Die...
Nun ist die Katze also aus dem Sack: Die Reform der...
lixen - 29. Jan, 15:11
Dreiräder sind optimal
Es war einmal eine große Firma, deren Ingenieure sich...
lixen - 21. Jan, 16:04
Nicht nur bei Wiki
Bei Blogs passiert längst dasselbe, auf Pay per Post...
lixen - 21. Jan, 15:19

Archiv

Juni 2007
Mo
Di
Mi
Do
Fr
Sa
So
 
 
 
 
 1 
 2 
 3 
 4 
 5 
 7 
 8 
 9 
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28
29
30
 
 
 

Suche

 

Profil
Abmelden
Weblog abonnieren